Die große Party an der Leine

Einige Menschen haben mit ihrem Hund
hier und da Themen, die es sogar schaffen den Alltag zu bestimmen. Eines des begehrtesten Themen: Die Leinenaggression.
Man trifft auf dem Spaziergang auf andere Mensch-Hund-Teams und beim vorbeigehen oder auch schon auf gewissen Distanzen schießt der eigene Hund nach vorne, zerrt so sehr an der Leine, dass er sich fast selbst erwürgt, bellt wie verrückt und versucht sogar nach dem anderen Artgenossen zu schnappen.
Selbstverständlich ist das für den Hundeführer keine angenehme Situation.

Aber wo fängt dieser Wahnsinn schon an?

Man steht morgens auf begibt sich auf die erste Gassirunde und das erste was man im Kopf hat: „Hoffentlich treffe ich nicht auf andere Hunde!“
Dieser Gedanke nimmt schon Einfluss auf den kompletten Spaziergang und fängt auch irgendwann an (in vielen Fällen zumindest) unseren Alltag zu bestimmen.
Einige Hundehalter wählen sogar schon bewusst Wege, auf denen man mittlerweile weiß, dass man dort kaum bis gar nicht auf andere Hunde trifft.

Schon beim Verlassen des Hauses ist man sichtlich angespannt und bei jedem Schritt den man tut, wird die Umgebung gut und gründlich abgescannt, damit man sich im Notfall rechtzeitig auf die anstehende Situation vorbereiten oder sich sogar noch aus dem Staub machen kann.

In den meisten Fällen haben sich schon Rituale eingespielt und gefestigt. Man sieht einen anderen Hund und das erste was passiert: Leine wird schön kurz genommen…Oder man holt ein Leckerchen oder ein Spielzeug raus um den Hund abzulenken. Und das immer in genau dieser Situation, wenn man auf andere Artgenossen trifft.

Man muss allerdings bedenken, dass ein Hund, der z.B. meint seine/n Besitzer/in beschützen zu müssen dann natürlich noch viel mehr zu verteidigen, zu beschützen oder aufzupassen hat. Nicht nur das Revier und Frauchen, sondern auch die Ressource Futter und das Lieblingsspielzeug -> die Beute.
Hunde die unsicher sind würden vielleicht lieber einen größeren Bogen laufen (um die Individualdistanz zu vergrößern) oder erstmal „stehen bleiben“. Doch viele Menschen meinen dann doch auf dem schmalen Weg zu bleiben und einfach weiter zu gehen. Weil: „Der Hund muss es ja lernen!“
Wird die Individualdistanz unterschritten bleibt den Hunden meist nur noch eine Möglichkeit: „Angriff ist die beste Verteidigung!“ oder „Ich kriege dich, bevor du mich kriegst!“.

Oft reichen wenige Wiederholungen in so einer Situation um den Hund wissen zu lassen, was los ist und vor allem was zu tun ist. Mensch nimmt mich kurz, also muss hier irgendeine Gefahr drohen. Spätestens daraufhin wird der Hund genau das tun, was der Mensch getan hat.
-> Die Umgebung abscannen, den anderen Artgenossen wahrnehmen und in Alarmbereitschaft stehen.

Die Party kann also losgehen……Und schon heißt es: Herzlich Willkommen im Teufelskreis.

Doch was tun in solchen Situationen?
Nun ja…das kann man leider nicht pauschal sagen. Denn es gibt dafür kein Patentrezept. Dafür müsste man erstmal rausfinden aus welcher Motivation heraus der Hund so agiert.
Fakt ist auf jeden Fall, dass Hunde an der Leine nicht artgerecht kommunizieren können und umso kürzer die Leine genommen wird, umso mehr schränken wir den Hund in seiner Kommunikation ein.
Was jetzt NICHT bedeuten oder heißen soll, dass man den Hund einfach ableint und sagt: „Na dann geh dich mal unterhalten!“ 😉

Für den Menschen kann es in erster Linie hilfreich sein, die schon verankerten Rituale (wie z.B. Leine sofort ganz kurz nehmen, in die Leckerchen Tasche greifen, Spieli rausholen) zu durchbrechen. Das heißt also: Einfach mal etwas komplett anderes als sonst zu tun. 😉

Es gibt einfach viele Ursachen die den Hund dazu bringen unerwünschtes Verhalten an der Leine zu zeigen. Die Stimmungsübertragung des Menschen, negative Erlebnisse, Unsicherheit, Angst (Individualdistanz) etc. Auch Frustration kann eine Ursache sein. Meistens bei Hunden, die als Welpe oder Junghund immer und überall selbst die Entscheidung treffen durften zum Gegenüber Kontakt aufzunehmen.

Wenn man sich absolut nicht sicher ist warum der Hund das tut, man nur noch verzweifelt ist und diesen Teufelskreis einfach durchbrechen will, dann hilft es nur noch sich eine/n Trainer/in zu suchen, der/die sich die ganze Situation und vor allem die Beziehung zwischen Mensch und Hund anschauen und beurteilen kann.
Denn stimmt die Beziehung zwischen Mensch und Hund insgesamt nicht, dann wird der Hund in solchen Ausnahmesituationen auch nicht mit seinem Menschen kooperieren wollen oder können.

Es ist wichtig herauszufinden, was der Hund braucht um ihm dann genau DAS geben zu können!
Der erste Schritt zur Besserung ist auf jeden Fall dem Hund RAUM zu geben um artgerecht kommunizieren zu können!

© Kathrin Pschiklenk

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