Oft denken wir Menschen, dass unsere Hunde
genau so denken, fühlen oder verstehen wie wir.
Es wird immer viel vom eigenen Hund erwartet. Oft ist es aber leider zu viel. Immer wieder fallen Sätze wie: „Der weiß doch genau, was er gemacht hat.“ oder „Der weiß doch genau, dass er das nicht tun soll.“
Frage: Sind Sie sich wirklich sicher, dass er DAS weiß?
Es ist für viele Menschen unerklärlich, warum der eigene Hund gewisse Verhaltensweisen zeigt oder warum er Verhaltensweisen, die wir uns wünschen nicht zeigt. Wir können im wahrsten Sinne des Wortes unseren Hund einfach nicht verstehen. Die Menschen neigen einfach oft dazu, menschliche Eigenschaften oder Denkweisen auf den Hund zu übertragen. Die Hunde haben sich in den vielen Jahrtausenden immer wieder an unsere Lebensweisen angepasst, doch sie „denken“, „verstehen“ und lernen immer wie es ihnen die Natur vorgegeben hat.
Hunde denken oder verstehen nicht wie Menschen es tun. Bei Ihnen wird alles über positive oder negative Verknüpfungen abgespeichert. Für Hunde ist es z.B. nicht bedenklich unser Eigentum zu zerstören oder Nachbars Katze zu jagen. Es ist völlig normal. Sie sind für Gedankengänge wie „Ich knabber diesen Tisch besser nicht an, denn in zwei Stunden kommt Frauchen / Herrchen zurück und das gib richtig Ärger“ gar nicht in der Lage. Dass diese Verhaltensweisen für uns Menschen unerwünscht sind, ist ganz klar. Aber man muss dem Hund geduldig und artgerecht vermitteln, was wir uns wünschen und was nicht. Und zwar so, dass er es auch verstehen bzw. lernen kann. Menschliche Moral wie “gut“ und “schlecht“, Schuldgefühle, Skrupel, Reue oder Rachegefühle kennen sie nicht so wie wir. Hunde verknüpfen unsere Belohnungen oder (leider bei einigen Menschen auch!) die Bestrafung auf das, was sie genau in dem Moment tun oder sehen. Das kann sich jede Sekunde ändern. Deswegen ist das richtige Timing für die Belohnung beim Hund sehr wichtig und eine Bestrafung unnötig. Werden wir z.B. viel später wütend, so verbinden Hunde unseren Wutanfall nicht mit ihrem lange zurückliegenden Verhalten. Sie nehmen lediglich wahr, dass dicke Luft im Raum liegt und versuchen dann zu beschwichtigen. Sie fangen dann oft mit unterwürfigen kriechen an. Allerdings heißt das nicht, dass sie wissen, dass es nicht gut war die Gardine zu zerkauen und auch gleich die ganze Gardinenstange von der Wand zu reißen. Sie wissen einfach nicht, warum wir wütend sind. Nur, dass wir schlechte Laune haben.
Wenn wir nun trotz der Beschwichtigungssignale anfangen zu schimpfen, wird der Hund weitere Beschwichtigungssignale zeigen (sich auf den Rücken legen). Schimpft man dennoch weiter mit dem Hund, wird er irgendwann das Vertrauen zu seinem Menschen verlieren! Denn er weiß NICHT warum wir so verärgert sind!
Hundehalter die z.B. zwei Hunde oder mehr zuhause haben, können so etwas immer besonders gut beobachten. Denn selbst der Hund, der mit diesen Misstaten nichts zu tun hat, wird auch beschwichtigen. Und das nur, weil unsere Hunde ausschließlich die dicke Luft wahrnehmen.
Man sollte einfach wissen, dass unsere Hunde uns nicht schaden wollen. Kein Hund hat die Absicht uns zu verärgern. Viel mehr sollte man sich fragen, ob der Hund wirklich weiß, was wir von ihm erwarten bzw. ob er die Möglichkeit hatte, dass was wir uns von ihm wünschen zu erlernen?! 😉
© Kathrin Pschiklenk